Unsere BAG-Sitzung am 27.–28. Juni 2025 in Hofgeismar

Bericht von der Bildungsministerkonferenz

Am Freitagnachmittag startete unsere BAG-Sitzung mit einem Bericht von Theresa Schopper von der Bildungsministerkonferenz, die am 26.6.25 auf der Insel Poel stattfand. Die Bildungsministerkonferenz hat sich dort u.a. mit dem Schwerpunktthema der Gedenkstättenarbeit befasst. Ziel sei es, die Erinnerungskultur an Schulen zu stärken und die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Bedeutung von Freiheit, Menschenrechten und Demokratie stärker im Bewusstsein junger Generationen zu verankern. Vereinbart wurde, die Empfehlungen zur Erinnerungskultur von 2014 zu überarbeiten und an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen anzupassen, insbesondere angesichts von Antisemitismus und Extremismus. Weiteres Thema war die Ausgestaltung des Digitalpakts 2.0. Hier haben die Länder auf eine zügige Wiederaufnahme der Gespräche zum DigitalPakt 2.0 und die rasche Finalisierung der Vereinbarungen gedrängt. Zwar hat der Bund insgesamt 2,5 Mrd. Euro für einen Zeitraum von 4 Jahren aus dem Sondervermögen zugesagt, allerdings hat er dafür keine Mittel in den Bundeshaushalt 2025 eingeplant. Mit Blick auf die Frage von Altersgrenzen für den Zugang zu Social Media hat Bundesbildungsministerin Karin Prien die Einrichtung einer Kommission angekündigt.

Bericht aus der Bundestagsfraktion

Aus der grünen Bundestagsfraktion wurde anschließend über die personelle Aufstellung und Verteilung der Zuständigkeiten berichtet. Anja Reinalter wird künftig in der BAG Bildung mitarbeiten und ist Berichterstatterin für alle Bildungsthemen. Denise Loop leitet die AG Bildung, Familie, Senior*innen, Frauen und Jugend. Misbah Khan ist politische Koordinatorin für den Fachbereich 5 der sich auch mit dem Thema Bildung befasst. Katharina Dröge wird als Fraktionsvorsitzende zu den Bildungsthemen Stellung nehmen. Für den Bildungsetat ist Jamila Schäfer im Haushaltsausschuss zuständig. Thematisch hat sich die Bundestagsfraktion mit dem Investitionsprogramm Ganztagsausbau beschäftigt und die Fristverlängerung beim Mittelabruf unterstützt. Der aktuelle Haushaltsentwurf für 2025 entspricht im Wesentlichen dem Ampelentwurf.

Follow-Up-Studie zur Gesamtschulevaluation von Eckhard Klieme

Der Freitagabend bot mit einem Vortrag von Eckhard Klieme einen wissenschaftlich fundierten jedoch nicht repräsentativen Rückblick auf die Entwicklung von Schulsystemen und Schulkulturen in den letzten 50 Jahren. Besonders eindrücklich war die Vorstellung einer Nachfolgestudie zur bekannten Gesamtschul-Evaluation durch Helmut Fend. Schulen, die bereits 1978/79 untersucht wurden, wurden 2023 erneut befragt – mit zum Teil ernüchternden Ergebnissen. So hat sich die Idee von mehr Chancengleichheit im Bildungssystem anhand der vorliegenden Vergleichsdaten offenbar nicht erfüllt. Vielmehr zeigen sich bestehende soziale und bildungsbezogene Ungleichheiten weiterhin deutlich. Es stellen sich daran anschließend Fragen, wie mit der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler besser umgegangen werden kann, wie die Attraktivität der Gesamtschulen gestärkt werden kann, wie die Lehrpläne entschlackt werden können und wie systemischen Selektionsmechanismen gegengesteuert werden kann.

Blick in den Osten

Einen weiteren wichtigen Diskussionspunkt bildete am Freitag die Frage, wie grüne Politik und insbesondere auch Bildungspolitik im Osten Deutschlands sichtbarer und wirksamer werden kann. Heiko Knopf, Bundesvorstandsmitglied mit Zuständigkeit für die BAG Bildung und die ostdeutschen Länder, gab dazu Impulse und stellte Ansätze zur stärkeren strukturellen Unterstützung vor. Ziel sei es, vor allem Debattenräume zu schaffen. So findet dazu beispielsweise vom 12. bis 14.9.25 das grüne Ostival in Wittenberg statt. Etabliert werden soll auch ein Vorstandsbeirat der Empfehlungen für den Umgang mit den Herausforderungen grüner Politik im Osten geben soll. Der Freitag endete gegen 21 Uhr mit einem offenen Austausch.

Wissenschaftliche Begleitung und Forschung für das Startchancen-Programm

Der Samstagvormittag stand ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Begleitprogramms des Startchancen-Programms. Die Projektleiterin am DIPF Dr. Martina Diedrich stellte uns in einem spannenden Vortrag (Folien zum Download hier) zunächst die Ziele und die Arbeit des CHANCEN-Verbunds vor. So begleitet das CHANCEN-Verbundprojekt das Startchancen-Programm (2024-2034) wissenschaftlich und soll Bund und Länder dabei unterstützen, Unterricht, Schule und Unterstützungssysteme nachhaltig zu entwickeln.

https://www.dipf.de/de/forschung/projekte/wissenschaftliche-begleitung-und-forschung-fuer-das-startchancen-programm#0
Quelle: https://www.dipf.de/de/forschung/projekte/wissenschaftliche-begleitung-und-forschung-fuer-das-startchancen-programm#0

Der Verbund ist dabei in ein Governance-Zentrum, Transfer- und Transformations-Hubs sowie Kompetenzzentren gegliedert. Das Governance-Zentrum fördert Kooperationen und Strategien in den Unterstützungssystemen und adressiert die Governance-Akteure im Bund sowie in den jeweiligen Ländern. Die Hubs fungieren auf der Länderebene als Bindeglied zwischen Praxis, Wissenschaft und Politik und initiieren Transferprozesse. Die Kompetenzzentren entwickeln Diagnose-, Unterrichts- und Professionalisierungsmaterialien. Sie fokussieren einerseits überfachlich als Netzwerke auf datengestützte Qualitätsentwicklung, überfachliches Lernen/Berufsorientierung und multiprofessionelle Schulentwicklung und konzentrieren sich andererseits fachlich auf Sprachbildung und Mathematik. In zwei Arbeitsgruppen vertieften wir anschließend die Diskussion. Eine Gruppe befasste sich mit den Auswirkungen der neuen Programme auf Schulen, Schulaufsicht und Landesinstitute, während die zweite Gruppe auf die Rolle von Landes- und Bundesbildungsministerien blickte. Nach der Kaffeepause wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengeführt – mit dem Ziel, grüne Strategien zur Bildungssteuerung weiterzuentwickeln.

Strategische Nutzung von Bildungsdaten am Beispiel von Calgary/Kanada

Am Nachmittag berichtete Susanne von Below von einer Bildungsreise nach Calgary (Kanada), organisiert von der Wübben-Stiftung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Kanada Bildungsdaten strategisch nutzt – auf Ebene der Einzelschulen ebenso wie in der Systemsteuerung. Der Bericht stieß auf großes Interesse, da viele Anknüpfungspunkte zur deutschen Debatte sichtbar wurden.

Die BAG verständigte sich darauf, dass die Fokusgruppe Berufliche Bildung einen Finanzantrag aus dem Aktionsbudget des BAG-Sprecher*innenrates für eine Fachtagung zum Thema „Berufsbildung als Handlungsfeld der Transformation: Strategische Konzepte GRÜNER Politik“. stellt, die im Januar 2026 stattfinden soll.

Es folgten Länderberichte mit kurzen Updates zu bildungspolitischen Entwicklungen aus verschiedenen Bundesländern. Die Tagung endete planmäßig um 16 Uhr – mit vielen Impulsen im Gepäck und einem klaren Auftrag: grüne Bildungspolitik strategisch weiterzudenken, besser zu vernetzen und gemeinsam in Bund und Ländern wirksam zu gestalten.

Die nächste Sitzung findet am 17./18.10. in Darmstadt statt. Es werden dort Sprecher*innenwahlen stattfinden. Bewerbungen sollen möglichst schriftlich bis zum 15. September 2025 über den Verteiler eingesandt werden. Anmeldungen sind hier möglich.